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Das Geheimnis digitaler Stories

tjg.dresden ~ 27. März 2019

sharing is caring

Getreu dem Motto „Sharing is caring“ haben wir zum Einstieg in den zweiten Fortbildungstermin unsere aktuellen Lieblingsapps vorgestellt: Eine zufällige Auswahl dessen, was technisch und inhaltlich mit dem Smartphone möglich ist zeigt sich den TeilnehmerInnen. Immer öfter wird die Frage gestellt, welche Alternativen zu den gängigen und teilweise vorinstallierten Apps gefunden werden können.

Hier die zufällige Auswahl der TeilnehmerInnen:

  • Mirror – aus einem Selfie wird ein eigener Avatar erstellt, der in verschiedene Sticker umgewandelt wird, die dann in allen Messengern angewendet werden können.
  • Mubi – Independent Filme eine Woche kostenfrei streamen
  • Cut Story – App zum Kürzen und Bearbeiten von Videos für die unterschiedlichen Social-Media-Plattformen
  • Too Good to go – gastronomische Betriebe haben die Möglichkeit, übriggebliebenes Essen, das sonst weggeworfen werden müsste, weiter zu verteilen
  • Note – Post It‘s auf den eigenen Smartphone-Screen ablegen
  • Maps.me und Mapy.Cz – alternative Kartenapps
  • Candidate – Datingapp, die über selbst erstellte (Quiz-)Spiele funktioniert

Storytelling in Social Media

Um die Erzählweisen des Netzes anwenden, zitieren oder theatral brechen zu können, tauchten wir noch einmal tiefer in die Welt des Erzählen auf den Plattformen der sozialen Medien ein. Seit mehreren Jahren verbreitet sich hier der Begriff des Storytellings und vor allem marketinggeprägte Kanäle differenzieren ihre Posts nach diesem Prinzip aus. Dementsprechend viele Blogbeiträge sind zum Thema Storytelling und Social Media zu finden. Einer dieser Texte diente uns als Einstieg, um zu verstehen, wie mehrheitlich online geschrieben wird.

Nach dem gemeinsamen Lesen wurde festgehalten, dass

  1. man sich auf die „alten Techniken“ der Dramaturgie von Geschichten – wie die Heldenreise – bezieht, die uns im Theater nur allzu vertraut sind.
  2. „Geschichte“ auch die Kombination aus zwei Fotos und einer Frage meinen kann.

Kreatives Schreiben – digital

Zu Beginn des Schreibens stand die These im Raum, dass man an einem Smartphone anders schreibt als auf einem Blatt Papier. Man schreibt langsamer oder schneller – je nach Gewohnheit. Wörter werden automatisch korrigiert, vorgeschlagen oder in Emojis umgewandelt.
Deshalb fanden alle folgenden Schreibschritte am Smartphone oder PC statt.

  • Ins Schreiben kommen – „Morgenseite adaptiert“
    Das Prinzip der Morgenseite wurde eingekürzt, um im kreativen digitalen Schreiben anzukommen. Alle TeilnehmerInnen erhielten 5 Minuten Zeit, um im Sinne des automatischen Schreibens alles aufzuschreiben, was ihnen durch den Kopf ging. Dieser Text wurde, wie vorher verabredet, nicht veröffentlicht.
  • „Random Flickr“
    „Random Flickr“ ist eine browserbasierte Anwendung, die aus dem Fotodienst Flickr zufällig einzelne Fotos auswählt und für eine frei wählbare Sekundenanzahl auf dem Bildschirm erscheinen lässt. Insgesamt wurde nun 10 Minuten lang geschrieben, die Dauer der angezeigten Bilder variierte von 30 über 10 bis zu 45 Sekunden. Einige Texte wurden im Anschluss vorgelesen. Alle Texte wurden in der gemeinsamen Messenger-Gruppe geteilt und damit gespeichert.

chicas. herzlich. ziemlich beste freundinnen, nicht schlecht herr specht. ich will ans meer. zartheit im sand. weites land, amerika. vogel und struktur. halt dich nur schön fest. achterbahnvorbeifahrt. schlangenschönes moos. splitter. frühling. urlaub. ruhe im haus. pfeil. sturzflug. felderlandschaft in grün am fluss. adebar im roten beinkleid.

Textbeispiel Random Flickr einer/s TeilnehmerIn

beste freundinnnen super kreative girls
hungry bird
was guckst du brille?
was für ein ausblick romantischer backpacker abend
wie komm ich an das korn oder fall ich gleich runter
ich laufe durch das geäst und auf einmal
mami mami guck mal kauf den Kinder doch mal ein achterbahnticket
und sie entdeckte die fette ratte
nix
ich muss noch fertig malen
Games of thrones
hier nicht schlafen
wo gehts rein
bloss nicht reinfallen sonst
Flugzeug endlich dahoam nach 3 furchtbaren mallorca Wochen: Heimatliches grün

Textbeispiel Random Flickr einer/s TeilnehmerIn

Herz Freundschaft Mode Kussmund Specht. Das ist kein Specht. Friert er? Strandurlaub, letztens erst, aber mit Möwen, wonach schaut er? Sein Blick ist starr. Die Augen eines Kindes, wie der Himmel, ein ganzes Universum darin. Ganzschön viele Vögel heute, der ist aber ausgestopft- oder nicht? Das hat der sich nicht ausgesucht. Geschwindigkeit im Vorbeifahren, wann war das eigentlich, die letzte Achterbahnfahrt? Die Schlangenphobie von Josefin, in Leipzig gibt es Wasserschlangen. Symmetrie! Ästhetik? Alte Bildbearbeitungsapps. Aquarelle bei Frau Thorenz. Die Sepertentinen, mir wird schlecht. Einsamkeit. Wiederholung. Nochmal Geschwindigkeit und Vögel! Aufgeregtheit glätten und zur Ruhe kommen.

Textbeispiel Random Flickr einer/s TeilnehmerIn

Als Feedback haben die TeilnehmerInnen ihre Texte als Blackout-Poetry-Version digital erhalten. Dazu eignet sich die browserbasierte Anwendung „Versteckte Verse“.

Blackout-Poetry zu Chica-Text
Blackout-Poetry zu Beste-Freundinnen-Text
Blackout-Poetry zu Herz-Freundschaft-Mode-Text

Konflikte und Inhalte erfinden

Davon ausgehend, dass Geschichten im Netz vor allem persönliche Geschichten sind, wurden mittels Bildkarten und einer schematischen Übersicht von Konfliktarten Figuren und deren gemeinsame Grundkonstellation erfunden.

Bildkarten

Schritt 1: Zieh eine Personenbildkarte. Schreib alles auf, was für Dich diese Figur charakterisiert: Name, Charakterzüge, Biografisches.

Schritt 2: Zieh eine Tierbildkarte. Erfinde eine Figur, die von den Eigenschaften dieses Tiers geprägt ist.

Schritt 3: Zieh eine Konfliktart. (Arbeitsblatt ähnlich diesem wurde zerschnitten und zufällig verteilt ) Bring Deine beiden Figuren mittels der Konfliktart in eine Beziehung. Schreib ihre gemeinsame Geschichte in kurzen Stichworten nieder.

Bildkarten, Konfliktart und Schreibgerät

Schritt 4: Schreib Deinen Plot in 240 Zeichen sowohl digital als auch auf ein Post It auf.

aus Geschichten werden Stories

Nun sollten die Plots in Social-Media-Erzählformen umgewandelt werden. Die meisten entschieden sich dafür, eine Story, wie sie mittlerweile auf allen großen Plattformen geteilt werden kann, zu entwickeln.

Dabei tauschten sich die TeilnehmerInnen vor allem auch über die technischen Möglichkeiten aus: Mit welchen Apps kann ich überhaupt Stories erstellen?

Beispiele:

Ausschnitt der Oma-Klimawandel-Stor
Skizze der Pumuckl-Story

Videozusammenschnitt aus Filmszenen zu Schultoiletten-Plot: Beschimpfung der Lehrerin

nächster Termin

Im kommenden Termin ergänzen wir die Themen „Spiel“ und „Raum“, um an diesen Plots weiter zu arbeiten.